Lösung des Grundproblems der Beschreibung
Eine Lösung des Grundproblems der Beschreibung ist, dass man die Beschreibung in eine Kette
von aufeinanderfolgenden Ereignissen auflöst.
G. E. Lessing, Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766) betrachtet die
komplementären Fähigkeiten der sprachlichen und der bildnerischen Darstellung:
Malerei: Geeignet für die Darstellung statischer Objekte, ungeeignet für Ereignisse.
“Die Malerei kann in ihren koexistierenden Kompositionen nur einen einzigen Augenblick
der Handlung nutzen und muß daher den prägnantesten wählen, aus welchem das Vorher-
gehende und das Folgende am begreiflichsten wird.”
Poesie (Sprache): Geeignet für die Darstellung von Ereignissen, ungeeignet für Objekte.
“Ebenso kann auch die Poesie in ihren fortschreitenden Nachahmungen nur eine einzige
Eigenschaft der Körper nutzen und muß daher diejenige wählen, welche das sinnlichste Bild
des Körpers von der Seite erweckt, von welcher sie ihn braucht. Hieraus fließt die Regel von
der Einheit der malerischen Beiwörter und der Sparsamkeit in den Schilderungen körperlicher
Gegenstände.”
Lessing argumentiert, dass Homer Beschreibungen in Handlungen auflöst, etwa wenn die
Kleidung Agamemnons beschrieben wird:
(2) — — — — Und zog das weiche Gewand an,
Sauber und neugewirkt, und warf den Mantel darüber,
Unter die glänzenden Füße auch band er sich stattliche Sohlen;
Hängte sodann um die Schulter das Schwert voll silberner Buckeln,
Nahm auch den Königsstab, den ererbten, von ewiger Dauer.
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